Collioure

So im Winter, wenn die Sehnsucht nach Sonne am größten ist, wenn Weihnachten vorbei ist - oder man mitten im Stress der Tage davor steckt, träume ich mich gerne weg. Weit weg. In den Süden.

Die Wüste kommt mir dann in den Sinn, als allererstes, aber meist schiebt sich das Meer gleich hinterher. Die Wasserwüste sozusagen. Diese große Weite, der ferne Horizont, die Wellen, mal sanft, mal wild, mal aus Sand und mal aus Wasser - das ist es, was mich magisch anzieht.

Und so habe ich kurz entschlossen, mitten im Dezember, eine Kurzreise für Februar geplant. Nach Südfrankreich - da hin, wo es südlicher nicht mehr geht. An die spanische Grenze. Ans Mittelmeer, wo die Chance auf Sonne und Wärme ein bisschen größer ist als am Atlantik. Und so ging es nach Collioure.

Ich wusste rein gar nichts über die Stadt, hatte sie mir aufgrund der Luftaufnahmen von Google Earth ausgesucht, und natürlich, weil es dort eine zauberhafte Ferienwohnung gab, ganz direkt am Meer, mit einer Terrasse, die in die Felsen gebaut war. So nah, wie es nur geht. Das brauchte ich. Mitgenommen habe ich mein Kind, seinen Freund und meine Mutter, ein lebendiges Quartett. Drei  Generationen. Fast die beste Kombination überhaupt.

Für meine Mutter und mich ist der Marktbesuch immer ein ganz besonderes Highlight, wenn wir unterwegs sind. Und so waren wir gleich am erstenTag nach unserer Ankunft auf dem Markt. Und was für einen Markt! Herrlich, lebendig - vor allem die mittelalterliche Kulisse von Collioure war traumhaft und im Februar gab es so gut wie keine Touristen. Meist kaufe ich sowieso nicht mehr als Lebensmittel, vielleicht mal ein Messer, wie an diesem Tag, weil die in der Ferienwohnung absolut nicht taugten. Aber ansonsten schlendere ich einfach. Die Kinder, inzwischen alt genug, alleine loszulaufen, waren versorgt (am Ende traf ich sie, wie alte Männer in einem Café sitzend, Diabolo Menthe trinken) und ich hatte seit gefühlt 100 Jahren zum ersten Mal wieder einen Marktbesuch für mich alleine.

Gekauft habe ich am Ende außer dem Messer nur unser Abendessen und bin ansonsten auf Entdeckungstour gegangen. Hier, so nahe der spanischen Grenze, gibt es ganz andere Dinge, wie in dem Teil Frankreichs, den ich sonst kenne. Alles hat einen katalanischen Namen, katalanische Gewürzmischungen (Anis schmeckt vor!), und köstliche Wurst- und Käsesorten. Die nächsten Tage wurden lecker und ausgesprochen katalinisch im Geschmack!

Dali stand noch auf dem Programm - als Tagesausflug nach Spanien, doch das Museum war zu. Nur meinen Wunsch, mal in einem spanischen Supermarkt einzukaufen, habe ich mir erfüllt. Außerdem einen Caffe con Lece getrunken, yeah! Spanien ist für mich fast Terra Incognita. Ich kenne es kaum und so gibt es in diesem Land viele "zum ersten Mal..." Die Woche war viel zu schnell vorbei, die Märkte der Region wurden besucht, natürlich stand eine Mutprobe auf dem Programm: Das Bad im 11 Grad kalten Meer - und der tägliche, stündliche Blick aufs Wasser. Alles war sehr ruhig, sehr beschaulich, sehr schön. Viel Kunst, viele Galerien, viele Märkte, gutes Essen, andauernd Sonne und strahlend blaues Meer. Die Jahreszeit war optimal. Glasklare Farben, Sonne, frisch, aber nicht kalt. Im Sommer muss hier alles gerammelt voll sein - und so schön die Ecke ist. Dann will ich hier nicht sein.

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Kommentare: 2
  • #1

    Andrea (Dienstag, 23 Mai 2017 16:45)

    In der Hochsaison (August) sollte man diesen Ort tunlichst meiden - ich habe noch nie ein so volles Dorf gesehen....

  • #2

    Muriel (Dienstag, 23 Mai 2017 16:54)

    @Andrea :-) - das glaube ich dir sofort! Im Februar war es herrlich - und total leer!