Ferien an der französischen Atlantikküste

Wer wie ich das ganze Jahr über auf Reisen ist, braucht in den Ferien einen Ort, wo die Seele baumeln kann. Oder sagen wir mal, ich brauche das. Einmal im Jahr möchte ich vollkommen abschalten, nichts tun, außer aufs Meer zu schauen, Fisch und Austern zu essen, guten Wein zu trinken und den Duft der Pinienwälder einzuatmen. Und es gibt für mich nur einen Ort auf der ganzen Welt, wo ich das wirklich kann. Das ist die franzöische Atlantikküste. Ganz gleich wo, alles was nördlich von Arcachon liegt und südlich von Royan ist meins. MEINE Destination zum Runterkommen.

Seit nun 8 Jahren reise ist hierher. Jeden Sommer. Es ist das Meer, diese wunderbare, wilde, große, einsame Meeresküste (ja, auch im Juli oder August ist sie leer, man muss sich nur etwas von den Parkplätzen entfernen), die mich magisch anziehen und vollkommen gefangen nehmen. Meist mache ich gar nicht viel. Ich brauche auch nicht viel. Ich trinke einen Kaffee, manchmal nehme ich ihn sogar mit an den Strand. Und dann setze ich mich hin und schaue. Stundenlang. Den Hund immer dabei. Klar. Es gibt eigentlich nichts schöneres, als mit einem Hund gemeinsam aufs Meer zu schauen. Oder entlang zu spazieren, oder einfach nichts zu tun. Hauptsache am Meer. Die Küste leuchtet. Zu jeder Tageszeit in einem anderen Licht. Mal strahlt sie blau, mal ist sie ganz silbern und am Abend wird sie goldglänzend. Was für ein wunderbares, zauberhaftes Farbenspiel.

Mindestens eine Woche, manchmal aber auch mehr brauche ich, um runter zu kommen.

Und dann bin ich bereit, auch etwas anderes zu sehen. Nichts großes. Einen Markt zu besuchen zum Beispiel. Am liebsten den riesigen, wunderschönen Markt in Montavilet, wo man so wunderbar frische Austern essen kann - ein Glas Weißwein dazu, oder gleich eine Flasche. Und seit neustem auch einen herrlich trockenen Crémant de Bordeaux. Hier lebt das Savoir vivre der Franzosen, wie an kaum einem anderen Platz - zumindest in der Saison.

Was mir aber auch unheimlich gut gefällt sind Besuche auf Weingütern. Klar, rund um Bordeaux sowieso. Yasmine, die Presseverantwortliche der Nouvelle Aquitaine, hatte mir ein Weingut empfohlen, das nicht nur hervorragende Rotweine produziert, sondern - und das war das besondere - auch tolle Weißweine. Hinzu kommt, dass das Château Prieuré-Lichine (einfach klick auf das Château und du bist da) ein modernes Weingut ist. Da Wein ja ganz klar zu meinen großen Liebschaften gehört, kenne ich doch so einige Güter. Und die meisten großen Güter sind in alten Schlössern oder Höfen untergebracht. Und das ist auch wunderbar und schön. Denn so trinkt das Auge gleich mit. Aber das Château Prieuré-Lichine ist ein ultramoderner Bau mit ultramodernen Weinanbaumethoden. Ganz anders als jedes andere Weingut, das ich bisher mir angeschaut habe (und zwar sowohl hier in der Gegend als auch in der Provence) Und ganz ehrlich? Das fand ich großartig. Mal etwas völlig anderes. Fern jedes Klischees. Das hat schon was :). Im Höchstmaß kompetent und auf Deutsch wurde ich durch das Weingut geführt, durfte Weine verkosten, deren Preise jenseits dessen liegen, was ich in meinem Leben für einen Wein je ausgegeben hatte. Es sind keine Alltagsweine, sondern Festtagsweine, herrliche, zum Teil jahrzehntealte intensive Rotweine und sehr junge Weißweine.

Am Abend genieße ich dann den Wein. Zurück in meiner Unterkunft, bei Baguette und Käse, bei riesigen Crevetten mit Aioli, alleine oder mit Freunden. Denn so unheimlich gerne ich alleine bin in den Ferien - ich brauche das genauso wie den stundenlangen Blick aufs Meer - so sehr tut es gut, dennoch Menschen um mich herum zu haben, mit denen ich teilen kann. Die Freude am Süden, die Lust am Meer und natürlich, ganz pragmatisch, die Aufsicht über die Kinder!

Ich bin jetzt gerade einmal neun Tage zurück aus meinen Ferien. Und seitdem ist schon wieder unheimlich viel passiert. Ich habe diese Auszeit ganz dringend gebraucht, um das, was jetzt kommt, anpacken zu können. Und ich freue mich darauf. Ich weiß aber auch, dass mir für vieles die Kraft fehlen würde, hätte ich nicht auftanken können. Am Meer. Am Atlantik. Den ich so sehr liebe.

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Jasmin (Dienstag, 17 September 2019 14:31)

    Ich kann Deine Eindrücke sehr gut nachempfinden. Das Entspannungskapital an der Atlantikküste ist ungemein hoch und erstaunt mich immer wieder.
    Ich würde ma liebsten das ganz Jahr hinter der Düne in einem Waldhäuschen leben...

  • #2

    Berlinerin in Frankreich (Freitag, 20 September 2019 09:59)

    Liebe Muriel!
    Das hört sich wirklich gut an! Ich kenne die Gegend leider noch gar nicht. Dabei mag ich das Meer auch so gerne.

    Viele Grüße
    Feli von www.berlinerininfrankreich.de

  • #3

    Angelika (Freitag, 20 September 2019 22:44)

    Hallo, ein sehr schöner Reisebericht, ich war Ende August genau an diesem wunderschönen Atlantik es ist immer wieder herrlich, der Markt in Montalivet immer wieder sehr nett!! Liebe Grüße
    Angelika

  • #4

    Christian (Samstag, 21 September 2019 00:40)

    Super geschrieben. Wir sind in der Atlantikküste auch verliebt. Von Lacanau bis Hosergor und bis nach Bilbao, Urlaub an der Atlantikküste jedes Jahr wieder. Deine Worte beschreiben es sehr betreffend.

  • #5

    Tina Haag (Samstag, 21 September 2019 07:40)

    Wir hatten auch 3wundervolle Wochen in Frankreich �� ich liebe Frankreich

  • #6

    Christiane Keppler (Samstag, 21 September 2019 09:09)

    Wunderbar beschrieben. Ich möchte mich sofort in den Zug setzen, dahin fahren und all das genießen. Das Meer, den Strand, den Wein, die Austern, den Markt und vor allem die Sonnenuntergänge! �